7. August 2020

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Fintech und Innovation

Die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise: Teil 2
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Nicholas Flaherty, Investment Strategist at FWU Invest S.A.


Die Corona Krise hält an und in vielen Ländern ist die Anzahl der Infizierten wieder am Steigen. Dies verlagert den Schwerpunkt der meisten Investoren auf das „Hier und Jetzt“ und die Bewältigung der kommenden Monate. Wir können nicht sagen, wie lange diese Krise noch andauern wird, aber sie wird irgendwann ihr Ende finden. Im zweiten Teil dieser Serie beginnen wir also über den unmittelbaren Horizont hinaus zu blicken und die langfristigen Auswirkungen der Krise einzuschätzen.

Beim letzten Mal haben wir festgestellt, dass eine der Konsequenzen der Krise langanhaltende Niedrig-Zinssätze sein werden, um die enormen Schulden der Regierungen zu bedienen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, mit dem sich jeder Investor auseinandersetzen muss, aber bei weitem nicht die einzige bedeutende Auswirkung der Krise. In der Tat ist eine Verschiebung der globalen Geopolitik, beschleunigt durch die aktuelle Situation, für Investoren wohl noch bedeutsamer.

Lassen Sie uns das erklären.
Highlightbox Image - One of the most used words in economics and finance over the past generation

Seit der großen Finanzkrise wurde weniger untereinander gehandelt und dies hat sich in den letzten Jahren nochmals verringert. Diese Entwicklung beruht auf zwei Aspekten: Erstens haben wir den Anstieg des Populismus rund um den Globus und damit mehr Protektionismus – also weniger „freien“ Handel – erlebt. Zweitens konnten wir beobachten, wie sich die Vereinigten Staaten zunehmend nach innen wenden und immer stärker isolieren. Die USA sind historisch gesehen der "Garant" der vernetzten Welt gewesen, und ohne sie wird sie entschieden fragiler.

Wie die Corona Krise bereits gezeigt hat, wird sich diese Verschiebung in Richtung einer "De-Globalisierung" nur noch beschleunigen, in Folge von steigenden Populismus/Protektionismus und der zunehmend nach innen gerichteten Haltung der Vereinigten Staaten, wie ihre bedeutenden Bemühungen um den Beginn des Abbruchs ihrer Beziehungen zu China zeigen.

Also, was bedeutet das alles?

Nun, eine weniger globalisierte Welt bedeutet mehr Handelsbarrieren, mehr Investitionsbeschränkungen und mehr Hindernisse für die Bewegungsfreiheit der Menschen.
In Bezug auf Handel und Investitionen wird es aus unserer Sicht sehr interessant. Bei einem Anstieg der Handelsbarrieren, müssen die großen globalen Lieferketten näher an ihr „Zuhause“ heranrücken. Diese Bewegung wird durch Covid-19 noch beschleunigt, da es für die politischen Entscheidungsträger „sicherer“ ist, Lieferketten näher an ihrem Einsatzorten zu haben.

Das bedeutet, dass in den kommenden Jahren wahrscheinlich wieder mehr Arbeitsplätze in der Industrie im Westen entstehen werden – eine Entwicklung, die insgesamt positiv für die dort arbeitenden Menschen sein wird. Auf der anderen Seite sind westliche Arbeitskräfte im Vergleich zu den Arbeitskräften in den Entwicklungsländern sehr teuer, so dass auch ein erhöhter Bedarf an Automatisierung entstehen wird.

Und das führt uns zu einem der wichtigsten Anlagethemen der kommenden Jahre – die Verlagerung hin zu Unternehmen, die Lösungen zur industriellen Automatisierung anbieten. Da billige Arbeitskräfte zunehmend von der Großindustrie abgeschnitten werden, um die Margen aufrechtzuerhalten, wird die Automatisierung eine Schlüsselrolle spielen. Unternehmen, die an diesem Prozess beteiligt sind, werden in jedem Anlage-Portfolio benötigt.